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  • AutorenbildBarbara Bierach

Caravanserei


Onkel Ivan will rund 80 Kilometer nach Nordirland fahren, um dort einen Fernseher zu kaufen.


„Nur 20 Pfund!“ Ivan ist begeistert. Er liebt es billig.


Der Einwand von Ole Hubby, dass es doch auch Geld koste, wegen eines Fernsehers 160 Kilometer weit durch die Walachei zu gurken, kann nicht überzeugen – genauso wenig wie die Bemerkung, dass ja gar nicht klar sei, ob dieses Gerät überhaupt noch funktioniert. Ivan kennt nämlich nur den Preis, aber nicht den Wert der Dinge.

Ole Hubby muss also deutlicher werden und zeigt Ivan, dass in seinem Haus schon 13 Fernseher herumstehen.

„Wo kommen die denn her?“, fragt Ivan fassungslos.

„Von den dummen TV-Dieben“, mische ich mich ein. „Die kommen nachts in dein Haus und stellen all die kaputten Fernseher bei dir ab, die sie versehentlich geklaut haben und nicht brauchen können.“

Wer sich jetzt an absurdes Theater erinnert fühlt, hat völlig recht.

Tatsächlich kommen all die gebrauchten Fernseher, Toaster, Waffeleisen, Sofas, Klamotten, Kissen, Bestecksets und Faxgeräte, die Ivans Haus verstopfen, von Auktionen, wo der Onkel alles aufkauft, was die Leute partout nicht haben wollen.

Andere sammeln Kunst, Briefmarken oder Liebhaber, Ivan sammelt eben Schrott.

Dagegen wäre auch weiters nichts einzuwenden, wenn Ivan nicht langsam der Platz ausginge und er nicht versuchen würde, unser Haus in eine Vitrine für seine Lieblingsstücke zu verwandeln. So steht das Herzstück seiner Sammlung – ein grandios scheußlich bemalter Caravan – schon seit Jahren auf Charlesfort herum.

Vergangene Woche schlug Ivan schließlich vor, dass er den Caravan doch als Lager für weitere Kostbarkeiten nutzen könnte und Ole Hubby beschloß, dass nun der Notfallplan in Kraft treten muss: Der Caravan muss wieder auf die Straße! Eine Inspektion später steht fest, dass dieses Ding nie mehr fahren wird, schon deswegen, weil es sich auf keine Anhängerkupplung mehr hängen lässt – alles komplett verrostet. Auch wollen wir Leute, die so Banane sind, dass sie tatsächlich mit dieser Verkehrsgefährdung unterwegs sein mögen, nicht in unserer Nähe haben. Sicher ist sicher.


Nun trat das Caravan-Komittee zusammen, bestehend aus Ole Hubby, Orville und Con sowie Liam mit Hund Jack. Der Caravan soll hinter Cons Haus, um künftig als Hühnerstall zu dienen.


Willkommen in Irland – einer arbeitet, drei gucken zu.


Weil die Anhängerkupplung nicht funktioniert, muss es eben mit einem Stück Nylonschnur gehen, findet Orville und bindet den Caravan einfach hinten an seinen Trecker.

Irische Logik: Wenn die Polizei kommt, ist das auch nicht schlimm, denn Orvilles Nummernschild ist so verwittert, dass eh keiner weiß, auf wen der Trecker zugelassen ist.


Jack kann es auch nicht glauben.


Und Abfahrt!


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