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  • AutorenbildBarbara Bierach

Dachschaden

„Ein altes Farmhaus renovieren... das war immer mein Traum!“

Diesen Satz höre ich regelmäßig von Freunden, die uns auf Charlesfort besuchen. Sowas sagen jedoch nur Leute, die sich noch nie mit altem Gemäuer angelegt haben. Denn hätten sie das, wäre es ja kein Traum mehr, sondern eine kostspielige, langwierige, nervenaufreibende und fingernägelzerstörende Realität. Wer eine Renovierung hinter sich hat, ist mit dem Satz vertraut: „Wen das Universum hasst, dem erfüllt es die Träume.“

Da ist zum Beispiel die Tatsache dass uns der Regen weckt, weil er so laut in die Diele prasselt. Wir holen den Mann, der vor 30 Jahren das Dach neu gedeckt hat. Der bürstet uns ab: Seine Arbeit sei völlig in Ordnung! Ein Haus für die Ewigkeit. Und das einzige, was hier einen Dachschaden habe, seien wir!

Kurz darauf stehen wir in der Diele wieder im Wasser.

Der zweite Handwerker glaubt, dass der Anbau von Bad und Waschküche nicht richtig mit dem Haupthaus abschließt. Also wird alles neu versiegelt – bis uns der nächste Regensturm weitere Pfützen beschert.

Die dritte Runde Handwerker meint, dass das Wasser bei anhaltendem Regen (wir sind in Irland!) durch die alten Wände diffundiere. Ein Gerüst und hunderte von Euro später für das Auftragen eines Spezialwachses, dass die Wetterseite des Hauses wasserdicht machen soll, überlegen wir, ob wir aus der Not nicht eine Tugend machen und in der Diele künftig Fische züchten sollten. Dann kommt der Fenstermacher – der meint, die Fenster seien nicht richtig eingebaut. Also kommen die raus und wieder rein, schön ordentlich und garantiert trocken verschäumt.

Eine Woche später regnet es - in unserer Diele.

Ich habe jetzt genug und auch kein Geld mehr und ordne forensische Maßnahmen an. Wozu schreibe ich schließlich Krimis? Ein bisschen Detektivarbeit muss sein.

Beim nächsten Regen reißen Ole Hubby und Handwerker Nummer drei also die Decken auf und verfolgen das Wasser durchs ganze Haus zurück... bis zum Dach. Da hat Moos die Schieferziegel so weit auseinander gedrückt, dass der Regen reinläuft. Seither ist das Dach teilweise neu gedeckt und wir – toi, toi, toi – können auch bei Regen durchschlafen. Um ein Farmhaus von 1781 zu renovieren, braucht man keine Träume, sondern tiefe Taschen und in der Tat einen echten Dachschaden.



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