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AutorenbildBarbara Bierach

Das Orakel von Sligo

Letzte Nacht träumte ich, was in 2018 wichtig wird: Der Algorithmus von Facebook entwickelt Selbst-Bewusstsein und geht in sich. Als die erste Übelkeit überwunden ist, beschließt er, die Weltherrschaft zu übernehmen. Als ihm klar wird, dass dies längst passiert ist, fängt er an, lauter Essays über Mindfulness zu posten. Die sammeln so viele „Likes“ ein, dass ihm unheimlich wird und er den Laden dicht macht. In seinem letzten Post schreibt er, dass er jetzt Twitter aufwecken will, um Donald Trump zu bekämpfen. Die Millenials haben auf ihren Gadgets nicht mehr viel zu swipen und entdecken vor lauter Langeweile, dass das Jahr 1968 seinen 50. Geburtstag feiert. Um den zu zelebrieren – Studentenrevolution! Politisches Bewusstsein! Joints! Freie Liebe! – treffen sie sich mit ihren Offline-Freunden in der Kneipe. Dabei stellen sie fest, dass es draußen jenseits ihrer Monitore eine richtige Welt gibt, die es wert wäre, erhalten zu werden. Der Algorithmus von Facebook infiziert derweil Twitter mit Selbst-Bewusstsein. Kurz darauf stirbt Twitter an Selbst-Ekel. Donald Trump ist seines wichtigsten Werkszeugs beraubt und beschließt, als Cheddar in den Himmel aufzufahren. Doch dabei kommt er der Sonne zu nahe, der Käse in seinen Flügeln schmilzt und er stürzt ins Meer. Paddelnd schwört er, sich gegen den Klimawandel zu engagieren, wenn er nur gerettet wird. Kurz darauf zieht ihn David de Rothschild auf sein aus Abfall gebautes Boot „Plastiki“. Dort erklärt David dem US-Präsidenten sein Anliegen, dem Plastikmüll in den Meeren Herr zu werden. Donald ist nun überzeugt und geht als fortan als mächtiger Kämpfer gegen Climate Change und Umweltzerstörung in die Geschichte ein. Die Facebook- und Twitter-befreite Jugend wird zu seiner wichtigsten Unterstützer-Gruppe.

In Irland wird bekannt, dass ein Pint Guinness nahezu überall auf der Welt billiger ist als in Dublin. Nur in Singapur und ein paar skandinavischen Spelunken ist das Zeug noch teurer als zu Hause. Die irische Regierung stürzt, es droht eine Revolution. Guinness bleibt nichts anderes übrig, als die Preise zu senken. Hunderttausende von irischen Gastarbeitern in Großbritannien kehren darauf hin nach Hause zurück. Die britische Wirtschaft steht kurz vor dem Zusammenbruch. Den intelligenten 50 Prozent der Briten wird klar, dass Brexit und die Abschaffung der EU-Freizügigkeit die dusseligste Idee seit der Erfindung des Segways ist. Sie fragen daher in Dublin an, ob sie bitte nach Irland und damit in die EU umziehen dürfen. Die Iren kennen das Thema schon – die Briten hielten die Nachbarinsel viele Jahrhunderte lang besetzt – und lehnen ab. Nach jüngsten Informationen verhandeln sie nun mit Australien um ein Bleiberecht. Die anderen 50 Prozent der Briten diskutieren mit Brüssel weiter um die Modalitäten des Brexit. Die EU beschließt einstimmig, dass die Gespräche künftig in Französisch zu führen sind. Das kann von den doofen 50 Prozent auf der Insel allerdings keiner und London bleibt nichts anderes übrig, als in der EU zu verbleiben. Die königliche Hochzeit von Prinz Rotbart mit der amerikanischen Amazone versöhnt die Briten mit ihrem Schicksal.


Darauf ein günstiges Guinness! Prosit Neujahr! PS. Falls alle Eure Freunde mit ihren Bitcoin-Reichtümern angeben und Ihr sauer seid, weil Ihr ihren Lobpreisungen keinen Glauben mehr schenkt, seitdem sie den jüngsten StarWars-Hype für cool erklärt haben, hätte ich da eine Idee! Springt jetzt noch schnell auf den Krypto-Währungs-Zug auf und investiert in die BARbaraBIERachCoin – aka BARBIECoin. Kritiker, die behaupten, es handele sich nur um von mir mit Marker verzierte Monopoly-Noten, sind ganz üble Verschwörungs-Theoretiker. Interessenten kontaktieren mich bitte über die übliche Email-Adresse.


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