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AutorenbildBarbara Bierach

English and how she is spoke

Der Deutsche an sich meint ja, Englisch sei leicht. Nur ein Artikel statt drei, die Veränderung der Verb-Enden ist überschaubar und Substantive werden gar nicht konjungiert. Das machen wir Teutonen mit Links!

Mit dieser Überzeugung bin ich seinerzeit in New York angetreten. Die Verwirrung um „boot“ und "trunk" und Schuhwerk, das auch ein Kofferraum sein kann, hatte ich schnell kapiert. Genauso, dass ein „lift“ in USA bedeutet, dass dich einer im Auto mitnimmt, während das Wort in England einen Aufzug beschreibt. Wenn du den in den USA suchst, musst du nach dem „elevator“ fragen.

Wie kompliziert es ist, Englisch zu sprechen, wurde mir jedoch vollumfänglich klar, als ich in in Australien einen Engländer irischer Abstammung geheiratet habe. Im Zuge des fortgeschrittenen Culture Clash, in den mein Leben sich verwandelte, lernte ich, dass ein „articulated lorry“ kein besonders gesprächiger Laster ist, sondern das, was die Amis einen „truck“ nennen. Seither sind „cookies“ wieder „biscuits“ und ein „check“ im Restaurant ist die „bill“. „Maroon“ ist eine Farbe, „moron“ ein Depp. „Desert“ kann man essen, „dessert“ eher nicht. Ist zu sandig. Die nächste Stufe der Sprachkenntnis ist dann die Frage, ob man „yogghurt“ sagt oder „yooohgurt“, und ob das Gebäck zum Tee „skonns“ sind oder „skohnes“. Die Briten sind sich da selber nicht einig und die Amis fragt sowieso keiner. Die haben ohnehin keine Kultur, finden die Bewohner der britischen Inseln. Down under habe ich gelernt, das Englisch der China-stämmigen Australier zu verstehen, die es mit dem „l“ und dem „r“ bekanntlich nicht so genau nehmen. „Flight Lice“ sind also keine „Flug-Läuse“ sondern „fried rice“ - gebratener Reis. Easy, sag ich doch. Solange du in Australien alle als Kumpel mit „mate“ ansprichst – egal ob du von deinem Bankmenschen einen Kredit willst oder den Polizisten davon überzeugen musst, dass du hier keineswegs falsch parkst – bist du ohnehin sprachlich auf der Höhe. Auch daran, das „Ghoti“ laut George Berhard Shaw ausgesprochen wird wie „Fish“, habe ich mich gewöhnt. „Gh“ wie in „enough“, „o“ wie in „women“, und „ti“ wie in „station“.

Worte sind jedoch nicht nur Wörter, sondern auch Weltanschauungen und eine Fremdsprache in Angriff zu nehmen, bedeutet mehr, als nur die Übersetzung von Begriffen auswendig zu lernen oder Untiefen in der Aussprache zu umschiffen. Eine neue Sprache ist eine Reise in ein anderes Universum – in das All der Vorstellungen eines anderes Volkes. Englisch zu sein, bedeutet im Wesenskern mit aller Macht Peinlichkeiten zu vermeiden. Daher gilt es, Gefühle unter Kontrolle zu halten, besonders im sprachlichen Ausdruck. So „fällt“ man im Englischen in die Liebe, wie wir in ein Güllefass fallen und dann fällt man auch wieder heraus, so wie wir aus allen Wolken. Wenn das passiert, bist du „reduced to tears“ – ein Brite wird Tränen nicht als Erleichterung erleben, sondern als etwas, das seinen Wert minimiert. So ist ein Engländer auch bestenfalls „a bit miffed“, wenn wir am Boden zerstört sind. Wer das nun „interesting“ findet, öffnet die Dose der Pandora. Denn „interesting“ kann im Englischen sehr wohl „interessant“ heißen. Muss es aber nicht. Was so manch ein deutscher Tourist erlebt, wenn er einem Angelsachsen nach zwei Minuten Bekanntschaft auf die Frage „How are you?“ wahrheitsgemäß erklärt, wie es um sein Befinden steht. Dass er traurig ist, weil frisch geschieden und überdies magenkrank, wird mit einem „interesting“ quittiert. Das jedoch heißt: „Halt die Klappe, das will nun wirklich keiner wissen.“ So ist es auch kein Kompliment von einem Briten „opinionated“ oder „judgemental“ genannt zu werden. Man wird nämlich keineswegs als meinungsstark und urteilsfähig erlebt, sondern als Besserwisser, der zu allem seinen Senf dazu geben muss.


Ich dachte also, ich sei gerüstet, als ich nach Irland umzog. Weit gefehlt. Nicht nur heiße ich hier Berbra, was offenbar gälisch ist, ich verstehe nicht nur meinen eigenen Namen nicht, sondern auch sonst nur wenig. Wenn so ein Schafbauer in "Irish Brogue" loslegt, kann ich nur höflich lächeln und nicken. So sagen die Nachbarn beispielsweise, wenn man ihnen nachmittags um halb fünf Tee anbietet: „Ah, I am just after me tea.“ Was mich an den Kessel stürzen lässt: Die Leute sind schwer hinter einer Tasse Tee her. Also nichts wie her mit der braunen Brühe! Tatsächlich bedeutet dieser Satz: „Danke, nein, ich habe gerade zu Abend gegessen.“ Was impliziert, dass bereits große Mengen Tee konsumiert worden sind, denn Iren trinken auch zum Abendessen Tee. Trinken eigentlich immer Tee, wenn sie gerade nicht Bier, Whiskey oder Poteen trinken. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Inzwischen weiß ich, wann ich wem Tee kochen muss und wann nicht. Habe verstanden, dass die Iren um half fünf zu Abend essen und das Tea nennen und dass „Crack“ keine Droge ist, sondern Craig geschrieben wird und Spaß bedeutet. Dennoch: In Sachen Englisch bin und bleibe ich eine blutige Anfängerin.

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