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  • AutorenbildBarbara Bierach

Leben oder schreiben? Vom Schreiben leben.


„Worüber bloggst du eigentlich?“ Am Montagabend wurden in Berlin die Goldenen Blogger für das abgelaufene Jahr verliehen und ich war in der Kategorie „Tagebuch“ nominiert. Da stand ich nun auf der Bühne mit Internetguru Thomas Knüwer, der mich interviewte, und stammelte. Das ist nämlich eine gute Frage: Worüber blogge ich eigentlich? Genau genommen über das Staunen, was das Leben im Allgemeinen und das in Irland im Besonderen mir immer wieder abringt. Je älter ich werde, desto mehr staune ich. So genau wollte Thomas es gar nicht wissen, aber für mich steht hinter seiner Frage eine viel tiefergehende: Warum schreibt jemand überhaupt, wo doch Bilder angeblich tausend mal mehr sagen als Worte? Wäre ich also besser Fotografin geworden? Ich schreibe diesen Blog, um die Nebel der Gedanken zu lichten, Ordnung zu bringen in all die Dinge, die mir im Lauf der Zeit so durch den Kopf jagen. So wie Kleist die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden pries. Aber Kleist war auch Kleist und ein Genie und ich bin nur Bierach – reden reicht bei mir nicht, ich muss alles aufschreiben. So ganz für kleine Geister. Leider lautet dabei die Alternative: leben oder schreiben. Man könnte die an der Tastatur verbrachte Zeit ja auch für etwas anderes aufwenden und am Leben teilhaben. Klavierspielen. Am Strand spazieren gehen. Im Garten herumgraben. Doch das geht nicht, wer schreibt, nimmt gerade nicht am sonstigen Geschehen teil und wer lacht, kocht, musiziert oder am Meer spazieren läuft, kann nicht gleichzeitig schreiben. Schon wegen dem Sand am Strand. Wenn der in der Tastatur landet, ist es ganz schnell vorbei mit dem Getippe. Irgendwann habe ich mich entschlossen, den Konflikt aufzulösen, anderweitige Arbeit zu vermeiden und vom Schreiben zu leben. Bin Journalistin geworden. Und Krimiautorin. (Der zweite Band meiner Emma-Vaughan-Reihe „Schweigegelübde“ erscheint am 9. März. Wieder bei Ullstein.) Auf der Bühne konnte ich all das so schnell nicht sagen. Ich hatte also keine Antwort für Thomas und mein Gesicht auf den Fotos von der Veranstaltung spricht ja auch Bände.



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