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AutorenbildBarbara Bierach

Oh, shit!



Oh, shit! Ole Hubby sitzt in der Diele und wäscht Schafmist aus dem Teppich. Irgendwer hat den ausgerechnet auf der Fußmatte verloren, andere haben ihre Schuhe dort abgeputzt ohne zu gucken, und nun lagert der Mist gleichmäßig verteilt im Flur. Geruch inklusive.


Irgendwie ist unser Landleben mit Fäkalien behaftet und ich meine nicht den Moment, in dem die Farmer Mist auf den Wiesen ausbringen. Eher den, in dem unser Bad zu stinken beginnt, weil der Schwarzwassertank hinter dem Haus voll ist und zurückstaut. Oder den mit der Erkenntnis, dass die Schwalben im Heuschober alles vollscheißen. Dass ich unter ihren Nestern ein paar Möbel gelagert hatte, die ich nun wegwerfen kann, konnten die kleinen Flugweltmeister ja nicht wissen. Trotzdem: Oh, shit!


Aber das Zeug hat ja auch sein Gutes, zumindest, wenn man eine Rose ist oder ein Obstbaum. Gut abgehangener Mist, aus dem der Regen den Ammoniak schon rausgewaschen hat, ist dann eine Freude. Zumindest haben die jungen Apfelbäume, die kaum größer sind als ich, schon jede Menge Kacke in fabelhafte Früchte verwandelt.


Gestern jedoch standen Ole Hubby und ich fassungslos vor unserem frisch gestochenen Torf. Alles vollgekackt. Der Farmer hat seine Schafe über unseren Hof und durch unsere Scheune getrieben, die Herde ist über unser Brennmaterial geklettert und hat sich dabei erleichtert. Und was jetzt? Verbrennen wir den Torf im Winter nun mit dem Spezialaroma? Oh, shit, shit, shit.


Ole Hubby ist inzwischen fertig mit dem Teppichsäubern und beschließt, zum Baumarkt zu fahren. „Can I bring you anything?“, fragt der Mann. Früher, in Sydney, hätte das viele gute Ideen ausgelöst: Ein Seidenschal von Hermès vielleicht? Frisches Sushi zum Mittagessen? Oder wenigstens einen Einkaufsgutschein für die Lieblingsbuchhandlung? Heute sage ich:

„I want chicken shit and a door!“ Der chicken shit kommt im Eimer in handlichen Pellets und dient im Garten als Dünger. Die neue Tür ist für die Speisekammer.


Der Mann kommt mit einem Auto voller Holz zurück und drei Tage später hängt die Tür, frisch gestrichen und passgenau. Der Mann kann das inzwischen und ich bin beeindruckt.


Landleben bedeutet in unserem Fall, zwischen gutem Shit (auf den Feldern und unter den Apfelbäumen) und blödem Shit (auf Teppichen und Möbeln) unterscheiden zu lernen und ganz generell beim Torflagern, Abwassertankleeren und Türenbauen unseren Scheiß auf die Reihe zu kriegen.

Der Rest ist frische Landluft.

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